Anzeichen
Nach
der fachärztlichen Leitlinie „Nationale VersorgungsLeitlinie –
Unipolare Depression“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) von 2011 wird
empfohlen, zum Zwecke der Diagnose nach ICD-10 zwischen drei Haupt- und
sieben Zusatzsymptomen zu unterscheiden.
Die Hauptsymptome sind:
- depressive Stimmung: Die Depression ist charakterisiert durch Stimmungseinengung oder bei einer schweren Depression dem „Gefühl der Gefühllosigkeit“ bzw. dem Gefühl anhaltender innerer Leere.
- Interessensverlust, Freudlosigkeit: Verlust der Fähigkeit zu Freude oder Trauer; Verlust der affektiven Resonanz, das heißt, die Stimmung des Patienten ist durch Zuspruch nicht aufzuhellen.
- Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit: Ein weiteres typisches Symptom ist die Antriebshemmung. Bei einer schweren depressiven Episode können Betroffene in ihrem Antrieb so stark gehemmt sein, dass sie auch einfachste Tätigkeiten wie Körperpflege, Einkaufen oder Abwaschen nicht mehr verrichten können.
Die Zusatzsymptome sind:
- verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Schuldgefühle und Gefühle von Minderwertigkeit
- negative und pessimistische Zukunftsperspektiven: Charakteristisch sind übertriebene Sorge um die Zukunft, unter Umständen übertriebene Beunruhigung durch Bagatellstörungen im Bereich des eigenen Körpers (siehe Hypochondrie), das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, der Hilflosigkeit oder tatsächliche Hilflosigkeit
- Suizidgedanken oder -handlungen: Schwer Betroffene empfinden oft eine völlige Sinnlosigkeit ihres Lebens. Häufig führt dieser qualvolle Zustand zu latenter oder akuter Suizidalität.
- Schlafstörungen
- verminderter Appetit
Ferner kann zusätzlich noch ein somatisches Syndrom vorliegen:
- Interessenverlust oder Verlust der Freude
- mangelnde Fähigkeit, emotional auf die Umwelt zu reagieren
- frühmorgendliches Erwachen: Der Schlaf ist gestört in Form von vorzeitigem Erwachen, mindestens zwei Stunden vor der gewohnten Zeit. Diese Schlafstörungen sind Ausdruck eines gestörten 24-Stunden-Rhythmus. Die Störung des chronobiologischen Rhythmus ist ebenfalls ein charakteristisches Symptom.
- Morgentief: Häufig geht es dem Kranken vormittags besonders schlecht. Bei einer seltenen Krankheitsvariante verhält es sich umgekehrt: Es tritt ein sogenanntes „Abendtief“ auf, das heißt, die Symptome verstärken sich gegen Abend und das Einschlafen ist erschwert oder erst gegen Morgen möglich.
- psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit: Die Hemmung von Bewegung und Initiative geht häufig mit innerer Unruhe einher, die körperlich als ein Leibgefühl wahrgenommen wird und sehr quälend sein kann (stumme Exzitation, lautlose Panik).
- deutliche Appetitlosigkeit,
- Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme („Kummerspeck“),
- Auch kann sich das sexuelle Interesse vermindern oder erlöschen (Libidoverlust).
Depressive Erkrankungen gehen gelegentlich mit körperlichen Symptomen einher, sogenannten Vitalstörungen,
Schmerzen in ganz unterschiedlichen Körperregionen, am typischsten mit
einem quälenden Druckgefühl auf der Brust. Während einer depressiven
Episode ist die Infektionsanfälligkeit erhöht. Beobachtet wird auch
sozialer Rückzug, das Denken ist verlangsamt (Denkhemmung), sinnloses
Gedankenkreisen (Grübelzwang), Störungen des Zeitempfindens. Häufig
bestehen Reizbarkeit und Ängstlichkeit. Hinzukommen kann eine
Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen.
Schweregrad
Der Schweregrad wird nach ICD-10 gemäß der Anzahl Symptome eingeteilt:[1]
Leichte Depression: zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome
Mittelschwere Depression: zwei Hauptsymptome und drei bis vier Zusatzsymptome
Schwere Depression: drei Hauptsymptome und fünf oder mehr Zusatzsymptome
Geschlechtsunterschiede
Die
Symptomatik einer Depression kann sich bei Frauen und Männern auf
unterschiedliche Weise ausprägen. Bei den Kernsymptomen sind die
Unterschiede gering. Während bei Frauen eher Phänomene wie Mutlosigkeit
und Grübeln verstärkt zu beobachten sind, gibt es bei Männern deutliche
Hinweise darauf, dass eine Depression sich auch in einer Tendenz zu
aggressivem Verhalten niederschlagen kann. In einer Studie von 2014
wurden die unterschiedlichen Ausprägungen bei Frauen und Männern mit
Unterschieden bei den biologischen Systemen der Stressreaktion in
Verbindung gebracht.
Kinder und Jugendliche
Das
Erkennen von Anzeichen bei Vorschulkindern ist inzwischen relativ gut
erforscht, und es erfordert die Beachtung einiger Besonderheiten. Entsprechendes gilt für Schulkinder und Jugendliche.
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